Das Wisswak: Der wandernde Ausstellungskiosk
Eine Staublawine zerstörte im Jänner 2019 die Totalphütte weitestgehend. Das Interesse der Bevölkerung an diesem Ereignis und am spektakulären Wiederaufbau war enorm. Dies bewegte die Architektur-Studentinnen der Universität Liechtenstein, Lina Gasperi, Silva Stecher, Sabrina Fleisch und Ronja Keßler dazu, eine Wissensvermittlung direkt vor Ort anzudenken. In Kooperation mit der Firma Fussenegger Holzbau wurde in den vergangenen Monaten ein mobiler Ausstellungspavillon konzipiert und geplant. Das sogenannte Wisswak erzählt seit September 2020 im Nahbereich der Totalphütte (Vorarlberg, Österreich) auf 2.385 Metern Seehöhe vom Lawinenunglück und der Herausforderung Höhenbaustelle.
Wie ein Findling, der zufällig liegenblieb
In Anlehnung an die Form eines Findlings entstand ein felsbrockenförmiges Holzgebäude, welches durch flexible Bodenfüße wenig Ansprüche an den Standort und den Untergrund stellt. „Einige der Wandelemente sind ausklappbar, wodurch ein offener Pavillon mit verschieden großen Ausstellungsflächen entsteht. Eine zusätzliche Raffinesse des sogenannten Wisswaks ist, dass es in geschlossenem Zustand zum Biwak wird und so als Übernachtungsmöglichkeit am Berg verwendet werden kann,“ beschreibt Lina Gasperi das Projekt. Dies erklärt auch die Wortkreation „Wisswak“, welche aus Wissen und Biwak kreiert wurde.
Geplant ist, dass das Wisswak regelmäßig seinen Standort wechselt und so künftig auch im Tal Wissen vermittelt.
Konstruktive Herausforderung
„Dadurch, dass es sich beim Wisswak um einen Prototyp handelt, musste sehr viel Zeit in die Entwicklung der Konstruktion gesteckt werden,“ berichtet Florian Ottacher, der Geschäftsführer von Fussenegger Holzbau. „Die komplexe Form in Kombination mit der Tatsache, dass das Gebilde flugtauglich sein musste, machte das Projekt zu einer besonderen Herausforderung.“
Das Wisswak wurde in der Werkhalle der Zimmerei vorgefertigt. Auf zwei in Längsrichtung parallel angeordneten Holzbalken konnte die Bodenplatte befestigt werden, die die Grundlage für den weiteren Aufbau darstellte. Darauf konnten nacheinander die bereits von Hand zugeschnittenen Holzplatten der Hülle zusammengesetzt werden. Aufgrund der Fertigung und der Gewichtsbegrenzung für den späteren Transport des mobilen Konstrukts wurden 42 mm starke 3S-Platten verwendet. Die alle mit unterschiedlichen Winkeln auf Gehrung geschnittenen Platten ergeben innen und außen ein sauberes Fugenbild.
Damit die Holzkonstruktion den starken Witterungsverhältnissen auf knapp 2400 Metern standhält, wurde das Wisswak mithilfe von PREFA Dach- und Wandrauten in P.10 Steingrau eingedeckt. Dabei musste vor allem auf die Anschlussstellen von beweglichen zu fixen Bauteilen geachtet werden, welche durch exakt ausgeführte Spenglerarbeiten für Dichtigkeit sorgen. Die steingraue Eindeckung schafft eine Verbindung zur hochalpinen Umgebung um das Wisswak bei der Totalphütte.
Die PREFA Rauten sind für dieses Projekt aufgrund ihrer Witterungsbeständigkeit, Langlebigkeit und Sturmsicherheit besonders gut geeignet.
Mobiles Museum
Bevor das Wisswak für den Transport vorbereitet wurde, konnten die fertigen Ausstellungstafeln im Innenraum angebracht werden. Am 10.09.20 wurde das Wisswak unterhalb der Talstation der Lünerseebahn mithilfe eines Hubschraubers zur Totalphütte geflogen. Vor Ort konnte die Verglasung eingebaut, verfugt und an den Rändern mit einer Verblechung abgedeckt werden. Mittels Stromanschluss und Bildschirm wird den Besuchern eine Kurzdokumentation des Wiederaufbaus in Bewegtbildern geboten.
Die Ausstellung umfasst nicht nur die Geschichte des Alpenvereins Vorarlberg sowie die historische Bedeutung der Totalphütte, sondern auch das Ereignis des Lawinenunglücks und die Herausforderung einer Höhenbaustelle. Mit dem mobilen Wisswak konnten kulturhistorische Themen aufgearbeitet werden, die nun öffentlich für die Bevölkerung zu sehen sind. Neben dem Alpenverein Vorarlberg und der Firma Fussenegger Holzbau unterstützten noch weitere Partner die Realisierung des Projekts. „Wir bedanken uns recht herzlich beim büro21 – Architektur und Baumanagement sowie bei der Firma GABA-Bau, die neben vielen weiteren Partnern einen großen finanziellen Teil zur Umsetzung des Wisswaks beigetragen haben,“ freut sich Sabrina Fleisch über die erfolgreiche Kooperation.